Den bisher längsten Aufenthalt bei uns hatten als 17. Friedl Dicker Stipendiaten zwei Gäste aus Afghanistan: Babak und Kawoos Siawash. Nachdem ihr als Autor bekannter Vater mehrfach bedroht wurde und ihr gleichfalls schreibender Bruder bei einem Sprengstoffanschlag umgebracht worden war, entschloss sich der PEN die Flucht der gesamten Familie zu unterstützen. Heute unterstützen die beiden Brüder den in Fürth im Writers in Exile lebenden Vater bei der digitalen Herausgabe einer für Afghanistan bestimmten Zeitung. Kawoos arbeitet inzwischen im Klinikum in Weimar und befindet sich im Abschlussverfahren seiner Approbation als Arzt. Babaks Master für internationale Komunikation ist in Deutschland anerkannt. Mit zunehmenden Deutschkenntnissen wird er auf diesem Gebiet eine Tätigkeit aufnehmen können, die seiner Qualifikation entspricht.
Umar Abdul Nasser Khalid aus dem Nordirak musste vor dem IS wegen seiner Arbeit als Dichter und Filmemacher fliehen. Vor seinem Aufenthalt bei uns lebte er als IKORN-Stipendiat zwei Jahre in Polen. Er verbindet seine poetischen Texte rezitierend mit internationalen Musikern, um so über kulturelle Grenzen hinweg eine öffentliche Plattform zu schaffen.
Von Weimar aus konnte er nach Berlin zum Writers in Exile – Stpendium des PEN wechseln.
Als 15. Friedl-Dicker-Stipendiatin war Angelina Polonskaja bei uns zu Gast. Die russische Dichterin wurde uns vom PEN und IKORN vorgeschlagen. Sie ist in Russland auf Grund ihrer eigenständigen Lyrik und Themenwahl von Nationalisten , aber auch staatlicherseits bedroht. Während ihres Weimarer Aufenthalts wurde in ihre Moskauer Wohnung eingebrochen und Aufzeichnungen und Computer zerstört. Der PEN nahm sie daraufhin in das Writers in Exile Programm auf.
Die Hamburger “Stiftung für politisch Verfolgte” ersuchte uns um Unterstützung für eine ukrainische Journalistin aus Donezk und so konnten wir Anfang 2017 Karina Oganesyan das “Friedl-Dicker-Stipendium” zusagen. Als Korrespondentin der “Deutsche Welle” hatte sie sich mit ihrer Berichterstattung zwischen die Fronten der Kriegsparteien begeben und wurde wiederholt bedroht. Auf Grund ihrer guten Deutschkenntnisse konnte sie an zahlreichen Veranstaltungen in Deutschland teilnehmen und wurde immer wieder als Gesprächspartnerin zu Diskussionen, Gesprächen und Radiosendungen eingeladen.
2015 erreichte uns ein Hilferuf für Ali Al Kurdi, einen ca. 65 Jahre alten Schriftsteller und Journalisten der in den letzten 40 Jahren einen Großteil seines Lebens wegen seiner politischen Arbeit in verschiedensten Haftanstalten zugebracht hatte – zuletzt in Syrien. Zu dieser Zeit befand er sich ohne Aufenthaltsstatus im Libanon und so war Eile geboten. Wir konnten ihm ein Stipendium zusichern und die Einladung der Stadt Weimar, zusammen mit seiner Tochter. Nach fast dreimonatiger Wartezeit gelang es auch, seine Frau aus Syrien zu uns zu bringen. In Deutschland erhielt er nach einem halben Jahr Asyl und zum ersten mal seit Jahrzehnten konnte er ein Leben in Sicherheit und ohne Bedrohung führen.
Bereits 2005 war Erik Arellana Bautista schon einmal bei uns zu Gast, kehrte aber danach in seine kolumbianische Heimat zurück. Die Schicksale vieler Menschen, die nach Bedrohung durch Militärs spurlos verschwanden, liessen ihm keine Ruhe. .
2013 -2014 suchte Erik Arellana Bautista wieder Zuflucht in Weimar, diesmal mit Frau und Kind. Nachdem er 2012 Menschenrechtspreise der Botschaften Deutschlands und Frankreichs in Kolumbien entgegengenommen hatte, sah er sich nun erneut bedroht. Frühere hohe Militärs, die Gegenstand seiner schriftstellerischen Arbeit gewesen waren, waren aus der Haft entlassen und bedrohten nun aufs Neue ihre Gegner aus der Menschenrechts- bewegung. Im Juni 2014 bot ihm der PEN ein Stipendium in Hamburg an.
Bui Thanh Hieu aus Vietnam kam als neunter Gast nach Weimar. Er ist weit über die Grenzen seines Landes als Blogger und Satiriker bekannt. Mehrfach inhaftiert, konnte er durch kluge Argumentation eine längere Haftstrafe vermeiden. Nachdem vietnamesische Gerichte mehr und mehr drakonische Strafen gegen Blogger und Literaten verhängten, die sich für Menschenrechte engagierten, entschloss er sich zur Ausreise. Auch er bekam im Anschluss an seine Weimarer Zeit ein Stipendium des deutschen PEN und lebt in Berlin.
2012 – 2013 nahmen wir die tunesische Schriftstellerin Najet Adouani auf. Mit Gedichten und Romanen zum Thema weiblicher Gleichberechtigung hatte sie sich zahlreiche Feinde in ihrem Land gemacht und entkam in Tunis nur knapp einem Mordanschlag. Nach ihrem Aufenthalt in Weimar wurde sie in das Writers in Exile Programm des PEN aufgenommen und lebte in Berlin. Nachdem Tunesien als sicheres Herkunftsland eingestuft wurde, ist sie jetzt von Abschiebung bedroht.
Sechster Gast und Empfänger unseres „Friedl Dicker Stipendiums“ war Siarheij Kalenda aus Weißrussland. Er gehört zur jungen Generation freier Autoren die sich, entgegen staatlicher Direktiven, der Pflege und Erneuerung der Weißrussischen Sprache als Literatursprache verschrieben hat. In Weimar arbeitete er an einem Roman.
Carlos Valerino kam aus Kuba als fünfter Gast zu uns. Seine Gedichte sind ein lyrischer Appell und Ausdruck der Sehnsucht nach gesellschaftlicher und persönlicher Freiheit. Diese Werte hat er nicht aufgegeben und schreibt nun wieder in Santiago de Cuba.
Mit Frau und Kind floh Akil H. Abd aus dem Irak. Er hatte dort als Journalist und Übersetzer mit Kollegen vom Deutschlandfunk gearbeitet um durch Recherchen und Berichte über die Aktivitäten verschiedener Militzen im Irak aufzuklären.
Als dritten Gast konnten wir Erik Arellana Bautista aus Kolumbien aufnehmen. Er hatte sich vorher mittels Film, Text und Musik in seiner Heimat für den gewaltfreien Widerstand gegen den schon über fünf Jahrzehnte währenden Bürgerkrieg engagiert. Unter Tausenden Verschwundenen, die in Kolumbien verschleppt wurden und deren Schicksal ungewiss bleibt, ist das seiner Mutter bekannt. Sie wurde entführt und ermordet.
Der kubanische Germanist und Übersetzer José Aníbal Campos war unser zweiter Stipendiat. Ein regimekritischer Essayist und Übersetzer einer Ganzen Reihe deutscher Belletristik ins Spanische. Heute lebt er in Spanien und Österreich.
Erster Gast in Weimar warder iranische Journalist, Essayist und Übersetzer Kazem Kardevani. Nach seiner Teilnahme an einer Tagung der Reformbewegungen im Iran, die in Berlin stattfand, konnte er nicht in sein Heimatland zurück kehren. Heute lebt er in Berlin
c/o Walter Sachs
Am Horn 13 . 99425 Weimar